© Anton Prock 2016
Ein Karner (lat. carnarium = Fleischhaken, Fleischkammer) ist ein
Beinhaus, meist im
Friedhof südlich der Kirche. Es handelt sich
mit wenigen Ausnahmen um eine als
Zentralbau ausgeführte
Friedhofskapelle, die aus zwei Stockwerken besteht. Im unteren
Bereich, der grundsätzlich halb in die Erde versenkt ist, werden die
alten Gebeine vom Friedhof aufbewahrt. Im Bereich darüber ist eine
Kapelle untergebracht. Dieser Bautypus ist vom 12. bis zum 15.
Jh. verbreitet, in
Österreich vor allem in
Kärnten, Oberösterreich,
Niederösterreich und der
Steiermark. Karner sind
aus Stein, sie sollen das
Böse abwehren, die Reste der Toten beschützen.
In jedem
Altar, auf
dem eine
Messe
gefeiert wird, befindet
sich mindestens eine
Reliquie (Reste von Heiligen). Diese Reliquien üben eine
Ausstrahlungskraft aus, in deren Bereich die Bestatteten in und
außerhalb der Kirche liegen.
Heilige sind Fürbitter bei Gott. Je
weiter man von der Reliquie (vom Hauptaltar) entfernt bestattet
liegt, desto schwächer wird ihre Ausstrahlungskraft. 1098 legte man
die Grenze der Reliquienkraft mit 60 Schritten vom Hauptaltar und
30 Schritten vom Nebenaltar fest. Drohten Friedhöfe zu groß zu
werden, grub man die Gebeine der Verstorbenen aus und sammelte
sich im Karner. Über dem Beinhaus war ja eine Kapelle mit einem
Altar und natürlich auch mit Reliquien.