© Anton Prock 2016
Vieles im Christentum wurde vom Judentum und schon vorhandenen antiken heidnischen Religionen
übernommen und neu interpretiert. Ich möchte hier einige Beispiele dazu anführen.
Engel
Ewiges Licht
Farbe Purpur
Heiligenschein
Guter Hirte
Taube
Mitra
Muschel
Gebetshaltung
Osterkerze
Regenbogen
Olivenbaum
Engel (Kinderengel - Putti, erwachsene Engel)
Die kleinen Kinderengel (Putti, Einzahl Putto) gehen auf die griechische
und römische Antike zurück. Die griechischen Eroten, eigentlich geflügelte
Geister, waren Götterboten, die einen Menschen durch sein Leben
begleiteten. Die Bezeichnung Eroten leitet sich von Eros, dem Gott der
Liebe, ab. Die Römer übernahmen die Kinderengel als eine Art Geist, der
die Seele des Menschen während seines Lebens beschützte und nach
seinem Tod in den Himmel geleitete. Mann kann die Putti mit dem
Schutzengel vergleichen.
Vorbild für die erwachsenen Engel war die geflügelte römische
Siegesgöttin Viktoria.
Ewiges Licht
Das Ewige Licht brennt 24 Stunden lang im Altarraum in unmittelbarer Nähe des
Tabernakels, in dem sich die geweihten Hostien befinden. Der Ursprung ist in den
Öllampen im jüdischen Tempel und in den antiken Tempeln zu finden.
Purpur
Bereits 1500 v. Christus wurde der Farbstoff aus Drüsen der Purpurschnecke gewonnen. Nur die
römischen Kaiser und hohen politischen Würdenträger durften Kleidung in Purpur tragen. Schon bei
den Ägyptern symbolisierte der rote Purpur den Himmel bzw. die Sonne. In der Antike wurden die
herrscherlichen Baldachine und Thronziborien in purpur gehalten, im frühen Christentum Christus- und
Mariendarstellungen. Im Christentum gehört der Purpurmantel zum Vorrecht der Kardinäle.
Heiligenschein (Nimbus)
Heiligenschein (lat. Nimbus) bedeutet eigentlich “Wolke”. In der Antike verstand
man darunter einen Lichtkreis oder eine goldene Scheibe über Götterbildern,
aber auch über dem Standbild des als Gott verehrten Kaisers.
Guter Hirte
Der Gute Hirte ist im Frühchristentum Christussymbol. Eigentlich ist der
schaftragende Hirte aber ein heidnisches Symbol und soll das profane
Hirtenleben darstellen. Der Hirte kümmert sich um seine Schafe, wie Christus
sich der Gläubigen annimmt.
Taube
Schon in der heidnische Antike traten Tauben und andere Vögel als Seelentypen
in Erscheinung. Im Christentum ist die Taube auch Symbol der menschlichen
Seele, weiters des Friedens und des Heiligen Geistes.
Bischofsmütze - Mitra
Bei den Sumerern trugen die Priester eine Mütze in Form eines Fischkopfes mit
nach oben geöffnetem Maul. Das Judentum übernahm diese Form der
Kopfbedeckung für den Hohepriester im Alten Testament.
Muschel
In der antiken Mythologie ist die Muschel Sinnbild des Weiblichen, der aus dem
Meer geborenen Göttin Venus bzw. Aphrodite. Im Christentum
symbolisiert die Muschel die jungfräuliche Maria und die
Empfängnis göttlicher Gnade allgemein.
Gebetshaltung
Die Römer beteten mit ausgebreiteten Armen, was als Orante-
Haltung bezeichnet und vom Christentum übernommen wurde.
Das Händefalten kommt aus dem germanischen Kulturkreis und
geht auf den Lehenseid zurück, den die Vasallen ihrem Herrn in die
Hand versprachen. Dabei wurden die Hände zusammenlegt und in
die Hände des Lehensherrn gelegt, was als Zeichen der Treue und
Abhängigkeit galt. Heute ist bei der Priesterweihe noch üblich,
dass der Weihekandidat seine zusammengefalteten Hände in die
Hände des Bischofs legt und ihm Gehorsam und Ehrfurcht
verspricht.
Osterkerze
Die während der Feier der Osternacht geweihte Kerze ist reich verziert und symbolisiert
den auferstandenen Christus. Es geht dabei um den Sieg des Lichtes über die Wirren der
Dunkelheit. Der Ursprung liegt im Heidentum. Eigentlich ist die Osterkerze ein Brandopfer,
ein Opfer für Gott.
Regenbogen
Bei den Babyloniern war der Regenbogen ein Zeichen des Zorns und des Unheils, was auch im Alten
Testament noch Gültigkeit hatte. Allerdings wandelte sich diese Bedeutung ins Gegenteil. Nach der
großen Sintflut mit Noah erscheint der Regenbogen am Himmel. Er ist ein Zeichen der Versöhnung
Gottes mit den Menschen, des Friedens und der Hoffnung der Menschen auf eine bessere Welt.
OIivenbaum - Ölbaum
Antike Heiligtümer waren häufig von einem Olivenhain umgeben.
Der Sieger bei den Olympischen Spielen wurde mit einem
Ölzweigkranz geehrt. Die Römer sahen im Ölbaum ein Zeichen der
Kraft und Stärke, im Ölzweig ein Sinnbild des Friedens. Olivenöl
war ein wichtiges Lebensmittel und wurde in fast allen Kulturen als
rituelles Zeichen oder Sakrament verwendet.