© Anton Prock 2016
Für den Menschen des Mittelalters und tlw. auch der Neuzeit war der
Tod allgegenwärtig und löste
eine tiefe religiöse Furcht aus. Das Jenseits war ständiges Thema. Über allen Handlungen und Aktionen
des Alltags stand die Frage: Was sagt Gott dazu? Ständig war das Denken auf das Jenseits ausgerichtet.
Der Mensch war bestimmt von der Frage, was er selbst zu Lebzeiten tun könne, um nach seinem
Ableben in den
Himmel zu gelangen. Die vier letzten Dinge -
Tod, Gericht,
Himmel,
Hölle - waren richtungweisend. Die Angst vor dem
Fegefeuer oder gar vor den Höllenqualen war
entscheidend, das Jüngste Gericht bzw. Weltgericht das wichtigste Thema überhaupt.
Anhand der folgenden Abbildung des Jüngsten Gerichts (Egererkapelle Pfarrkirche St. Lorenzen im Pustertal) werden die
wichtigsten Elemente dieses Bildtypus erklärt. Fahren Sie bitte mit dem Mauszeiger darüber - nimmt er die Form einer Hand an,
klicken Sie bitte mit der linken Maustaste, dann erscheint in einem Kästchen eine Beschreibung.
Als weiteres Beispiel dient das Jüngste Gericht in der Magdalenenkapelle in Hall in Tirol. Zu den schon
im oberen Bild genannten typischen Elementen kommen hier im oberen Bereich um Jesus in der
Mandorla
(Heiligenschein)
Engel mit den
Leidenswerkzeugen Jesu
dazu. Unter den
Aposteln befindet sich
rechts auf der Seite der
Verdammten eine
illustre Gesellschaft,
durchsetzt von kleinen
und großen Teufeln.
Diese Menschen tragen
die Kleidung der Zeit um
1470. Vielleicht handelt
es sich um Haller Bürger.
Bei den Verdammten,
die nackt dargestellt
sind und höchstens eine
Kopfbedeckung tragen,
sind auch ein König, ein
Bischof und ein
Papst zu erkennen. Sie
werden von einem
Teufel in den
Höllenrachen getrieben.
Links, auf der Seite der
Seligen, sperrt Petrus
das Himmelstor auf. Bei
der kleinen Figur links
über dem Himmelstor
könnte es sich um den Stifter des Freskos handeln.
Posaunenengel
Engel blasen auf
Posaunen zum Jüngsten
Gericht, die Toten
werden aus ihren
Gräbern erweckt und
steigen heraus. Sie
kommen entweder in
die Hölle oder in den
Himmel.
Erzengel Michael
Direkt unter Jesus steht der
hl. Michael mit der
Seelenwaage und dem
Flammenschwert. Als
Seelenwäger wägt er die
guten und schlechten Taten
der Auferstandenen. Michael
ist auch der Beschützer der
Friedhöfe.
Geöffnete Gräber
Die meist nackten Toten steigen aus ihren
Gräbern. Manche wirken verzweifelt, andere
glücklich. Einige werden von Engeln aus den
Gräbern gezogen.
Die Verdammten - Hölle
Zur Linken von Jesus (vom Betrachter aus gesehen
rechts) werden die Verdammten in die Hölle
getrieben. Häufig wird die Hölle als riesiges offenes
Drachen- und Fischmaul dargestellt. Die armen
Seelen werden von Schlangen und Teufeln gepeinigt
und gefoltert und in das feuerspeiende Drachenmaul
getrieben. Ihre Gesichter sind verzweifelt und
schmerzverzerrt. Interessant ist meist die Darstellung
der zahlreichen großen und kleinen Teufel.
Die Seligen - Himmel
Zur Rechten von Jesus (linke
Bildseite vom Betrachter aus
gesehen) werden die Seligen in den
Himmel geleitet. Petrus empfängt
sie. Sie jubeln und freuen sich und
haben meist ihre Hände zum
Himmel erhoben. Für sie ist das
Paradies gesichert.
Maria und
Johannes
Maria und
Johannes der
Täufer
flankieren Jesus
als Beisitzer
und Fürbitter.
Maria sitzt zur
Rechten ihres
Sohnes, vom
Betrachter aus
gesehen links.
Die zwölf Apostel
Links und rechts von Jesus sitzen die zwölf Apostel als Beisitzer beim Gericht.
Sie sind an ihren Attributen erkennbar. Links kann der als älterer Mann
dargestellte Petrus die Auferstandenen empfangen, die in den Himmel
eingehen. Manchmal ist er auch mit einem Schlüssel dargestellt.
Thronender Christus in den Wolken
Er weist mit halbentblößtem Körper
seine Seitenwunde vor, trägt nach der
Vision des Johannes ein rotes Kleid,
sitzt auf einem Regenbogen und ist
häufig von der Mandorla, einem
mandelförmigen Heiligenschein
(Nimbus), umgeben. Der Regenbogen
symbolisiert die Verbindung von
Himmel und Erde von Gott und
Mensch. Manchmal gehen aus seinem
Mund Schwert und Lilie oder
Rose hervor, das Schwert als Zeichen des
strengen und gerechten Richters, die
Lilie bzw. Rose als Zeichen der Gnade
und Milde. Jesus sitzt oder steht auf der
Weltkugel, darunter kann das Buch des
Jüngsten Gerichts sein, das auf diesem
Bild zwei Engel halten.