© Anton Prock 2016
Nach einer schweren Kriegsverletzung zog sich der spanische
Edelmann Ignatius von Loyola (1491-1556) in ein streng geistiges
Leben zurück. In Visionen erschien ihm die Mutter Maria. 1534
gründete er einen neuen Orden, die Jesuiten.
Schon im 15. Jh. wurden arge Missstände in der Kirche bekannt.
Im 16. Jh. prangerte der deutsche Mönch Martin Luther diese
Missstände an: weltliches Leben in den Klöstern, Geistliche
hielten sich nicht an den Zölibat, Luxus und
Verschwendungssucht machten sich breit, die Ordensregeln
wurden nicht mehr eingehalten. Vor allem aber trat Luther gegen
den Ablasshandel auf: Wer sündigte, konnte sich mit Geld
freikaufen. Luther gründete die protestantische bzw. evangelische Kirche und fand ungeahnten Zulauf.
In der katholischen Kirche waren dringend Reformen nötig. Dazu wurde das Konzil von Trient (1545-
1563) einberufen, um der katholischen Religion neuen Aufschwung zu geben. Das gelang auch.
Die Jesuiten wurden zu einem bedeutenden Träger dieser neuen Reformen. Sie unterstanden direkt
dem Papst und wurden als „Soldaten Gottes“ bezeichnet.
Es fehlen die typisch monastischen
Kennzeichen wie gemeinsames Chorgebet,
Ordenstracht, Konventbildung etc. Die
Mitglieder leben in einem Kolleg, nicht in
einem Kloster. Es gibt keinen geschlossenen
Ordensverband, wichtig ist das Vertrauen auf
die individuellen Fähigkeiten des Einzelnen.
Bischöfe oder Landesfürsten holten die
Jesuiten nach Deutschland und Österreich. Sie
übernahmen die Schulbildung und Erziehung
der männlichen Jugend des Adels. Auf sie gehen zahlreiche Gründungen von Gymnasien und
Universitäten zurück. So führten sie etwa die Gymnasien in
Innsbruck und in Hall. Zahlreiche Mitglieder der Habsburger und
Wittelsbacher, aber auch anderer Herrscherhäuser, wurden von
ihnen ausgebildet und erzogen. Weiters waren sie Beichtväter des
Adels und Prediger. Sie gewannen großen Einfluss auf den Hochadel
und die Politik. Bekannt sind sie auch wegen ihrer Missionstätigkeit
in Übersee (Indien, China, Molukken, Südamerika etc.). Viele
Mitglieder des Ordens haben ein Studium und sind in hohen
wissenschaftlichen Positionen präsent, vor allem in den
Theologischen Fakultäten.
Neben dem hl. Ignatius von Loyola war vor allem Franz Xaver
bekannt, der in Übersee missionierte.
1561 holte Kaiser Ferdinand I. die Jesuiten nach Innsbruck.
Petrus Canisius (1521-1597) war einer der bedeutendsten
Verteidiger des katholischen Glaubens zur Zeit der
Gegenreformation im deutschen Sprachraum. Er war Prediger,
Theologieprofessor sowie Berater von hohen weltlichen und
kirchlichen Fürsten. 1562 gründete er das Jesuitenkolleg in
Innsbruck, 1569 das Haller Kolleg. 1915 wurde Petrus Canisius
heiliggeprochen. Er ist Patron der seit 1964 bestehenden
Diözese Innsbruck.
Mutterkirche der Jesuiten ist Il Jesu in Rom. Jesuitenkirchen
sind meist Hallenkirchen.