© Anton Prock 2016
Votum (lat. = Gelübde,
Gelöbnis), Votant (= Person,
die ein Gelöbnis ablegt), Votiv
(= Gabe, die der Votant an
heiliger Stätte anbringt, ex
voto (= aufgrund eines
Gelöbnisses). Mit dieser
Votivgabe löst der Votant sein
Versprechen ein.
Bei Krankheit, Unglück oder
einer sonstigen Bedrängnis,
also in Notlagen, erfleht der
Votant von einer
überirdischen Macht Hilfe.
Mit der Votivgabe bekundet
er, dass sein Bitten erhört worden ist. Hauptmotiv für die Votivgabe ist somit das Dankmotiv, seltener
das Bittmotiv.
Votivbilder sind ab Ende des Mittelalters (ab. ca. 1500) zu finden, vor
allem jedoch in der Volksfrömmigkeit ab dem 17. Jh., speziell in
Österreich und in Bayern.
Bei Votivgaben kann es sich um plastische
und gemalte Gaben handeln. Dazu gehören
etwa eine überflüssig gewordene Krücke,
kleine Nachbildungen einzelner
Gliedmaßen oder Organe aus Wachs,
ganze Figuren wie etwa die eines
Wickelkindes oder ein Bild mit der Darstellung und
Beschreibung des Votivanlasses. Diese Votivgaben sind grundsätzlich
dort zu finden, wo die Bitte um Hilfe erhört worden ist.
Laut katholischer Glaubenslehre bringen die Seligen und
Heiligen die Fürbitten der leidenden Menschheit zu
Gott, sie vermitteln zu Gott. Für bestimmte Anliegen stehen
bestimmte Heilige zur Verfügung. So gilt der hl. Leonhard
als Viehpatron, die hl. Notburga als Beschützerin der
Knechte und Mägde, wird der hl. Antonius von Padua
angerufen, wenn jemand etwas verloren hat.
Votivbilder folgen meist einem dreiteiligen Schema:
•
Oberer Bildteil - Die himmlische Person (Heilige oder
Heiliger), die der Votant angerufen hat, ist meist als
Halbfigur oder Vollfigur dargestellt, manchmal auch als
Gnadenbild. Das Umfeld der Heiligen und Göttlichen ist
immer hell und oft vom irdischen Bereich durch
Wolken abgegrenzt. Diese Grenze kann auch durch
einen Gnadenstrahl durchbrochen werden, der von
oben auf den Votanten bzw. auf das Objekt der
Votation gerichtet ist.
•
Mittlerer Bildteil - Darstellung des Votationsanlasses:
Geburt eines Kindes, Unfall eines Arbeiters, Soldat im
Krieg, Naturkatastrophen etc.
•
Unterer Bildteil - Votant, der seine Hände oft flehend
zum Himmel erhoben oder gefaltet hat. Er kann einen
Rosenkranz beten, in der freien Landschaft knien oder
sich in einem geschlossenen Raum befinden. Durch
ihre Kleidung geben sich die Stifter der Bilder häufig als
Adelige, Bürger, Bauern etc. zu erkennen. Ganz unten
kann noch eine schriftliche Erklärung des
Votivanlasses mit einer Jahreszahl sein.
Anlässe für das Gelöbnis von Votivbildern
Die Votanten können einzeln, als Paar, als Familie oder in einem anderen
Gruppenverband auftreten.
Sehr oft sind kranke Menschen dargestellt. Sie sind bettlägrig, wobei die Art
des Leidens häufig nicht klar erkennbar ist. Beinleiden und Beinbrüche sind
beliebte Motive. Medizinfläschen und Löffel weisen darauf hin, dass die Kunst
der Ärzte versagt und erst die Anrufung einer höheren Macht geholfen hat.
Diese höhere Macht soll auch bei Krankheiten von Tieren helfen. Ein weiterer
häufiger Votationsanlass waren auch Schwangerschaft und Geburt.
Sind Unfälle dargestellt, begegnen uns dabei auch Haustiere, was auf die
ständigen Gefahren in der alltäglichen Bauernarbeit hinweist. Dazu gehören
etwa ausschlagende oder wildgewordene Pferde und Kühe. Aber auch Stürze
von Bäumen und Dächern, Unfälle mit Wagen oder Schlitten, Stürze ins Wasser
etc. sind abgebildet. Besonders gefährlich war die Arbeit der Holzfäller.
Das Leben der Menschen wurde aber auch durch Kriege, Revolutionen und
Naturkatastrophen (Muren, Lawinen, Überschwemmungen etc.) beeinflusst.
Mütter und Ehefrauen gelobten eine Votivgabe, sollten ihre Söhne bzw.
Ehemänner gesund aus dem Krieg heimkehren.
Votivtafeln sind in erster Linie wichtige Zeugnisse der Volksfrömmigkeit, haben
aber auch einen großen Wert für die Geschichtsforschung. So interessiert sich
der Militärhistoriker für die Darstellung von Waffen und Uniformen, der
Medizinhistoriker schaut auf die Abbildung von Kranken und verschiedenen
Heilmitteln. Aber auch ganz alltägliche Gegenstände wie Betten, Stühle, Tische,
Koch- und Essgeschirr, Besteck, Trachten, Arbeitsgeräte etc. erzählen vom
Leben früher. Dazu kommen Abbildungen von Bauernhäusern und - stuben.