© Anton Prock 2016
Kirchenbauten sind großteils nach
Osten ausgerichtet, der
Hauptaltar befindet sich im Osten, der Haupteingang im Westen.
Im frühen Christentum war es üblich, gegen Osten zu beten.
Diese Ausrichtung nach Osten (Orientierung = Ausrichtung nach
Osten) hängt mit dem Sonnenaufgang zusammen. Die
Sonne
bringt
Licht und Leben und wird im Christentum dadurch
zum Symbol für
Christus, der sich selbst als “Licht der Welt”
(vgl. Joh. 8,12) bezeichnet. Es gibt verschiedene Stellen in den heiligen Schriften, die den Osten in
diesem Sinne interpretieren. Als Jesus in Bethelehem geboren wurde, ging “im Osten ein Stern” auf.
Der Stern, der die Heiligen Drei Könige leitete, stand im
Osten und führte sie nach Osten (in oriente). Bei der
Himmelfahrt Jesu ist er gegen Osten aufgefahren und am
Jüngsten Tag wird er aus dem Osten erscheinen. In
vielen romanischen Kirchen findet man in der
Apsis die
Darstellung von Jesus, der am Jüngsten Tag erscheinen wird.
Die
Hostie ist rund, Symbol der aufgehenden Sonne im
Osten.
Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965)
zelebrierte der Priester die
Messe vor dem Hochaltar
(
Altar) in Blickrichtung Osten und drehte dadurch den
Gläubigen seinen Rücken zu. Durch die Einführung des
Volksaltars vor dem Hochaltar änderte sich
dies.
Der Westen hingegen ist der Bereich des Sonnenuntergangs, des
Dunklen, des Bösen und des
Todes. Gerade romanische Kirchen
haben im Westen häufig eine wehrhafte Zone, die vor den bösen
Mächten schützen soll, das sogennante Westwerk.
Der Süden wird als positiv angesehen, denn dort scheint die Sonne.
Friedhöfe dehnen sich häufig im Süden von Kirchen aus. Die Südwände
sind meist auch bemalt.
Im Norden herrscht ewige Dunkelheit. Viele gotische Kirchen haben im
Norden keine Fenster. Die
Gräber der Armen, Geächteten und der
unschuldig verstorbenen Kinder liegen häufig im Norden der
Gotteshäuser.