© Anton Prock 2016
Renaissance (ca. 1520-ca. 1620) Renaissance (ca. 1520-ca. 1620) KIRCHENRUNDGANG
Auf die Gotik folgt die Renaissance, in Österreich von ca. 1520 bis ca. 1620 vertreten. Ausgangsland dieses Stils ist Italien mit dem Zentrum Florenz, wo der neue Stil schon ab ca. 1400 zu finden ist. In Österreich spielt die Renaissance jedoch keine bedeutende Rolle. Es entstehen nur wenige Bauwerke, etwa Schloss Ambras und die Hofkirche mit dem Franziskanerkloster in Innsbruck, die Schallaburg in Niederösterreich, Schloss Porcia in Kärnten, die Landhäuser in Klagenfurt und Linz etc. Allerdings finden sich vor allem bei Fenstern und Portalen Einzelelemente der Renaissance wie etwa kreisrunde Formen, Dreieckgiebel etc. Das Wort Renaissance bedeutet Wiedergeburt der Antike, wobei es nicht um eine Nachahmung der Antike geht, sondern um eine intensive Auseinandersetzung mit ihr und um Neuinterpretation und Umsetzung antiker Elemente. Erinnerungen an das römische Imperium und die Größe der Griechen zeigen sich in Triumphzügen, Siegesfeiern, Grabmonumenten, tempelähnlichen Gebäuden, Verherrlichung weltlicher Macht, Ehrenpforten etc. In diesem Zusammenhang ist auch Kaiser Maximilian I. mit seinen Stammbäumen und seiner Grabmalsidee zu sehen. Er steht am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, von der Gotik zur Renaissance. Wissenschaft und Forschung sowie das neu erweckte Interesse an der Antike bringen viel Neues. Erfindungen (nautische Geräte für die Seefahrt, Brille, Glasspiegel, technische Geräte, Buchdruck etc.), die Wiederentdeckung Amerikas und die Entdeckung anderer Gebiete in Übersee kennzeichnen das 15. und 16. Jh. Von großer Bedeutung war auch die erste Weltumsegelung des Portugiesen Magellan von 1519 bis 1521. Die Gelehrten setzen sich mit antiken Schriften auseinander. Erstmals ist eine starke Verweltlichung zu bemerken. Das diesseitige Leben wird viel stärker betont, der Glaube ist noch sehr wichtig, verliert jedoch an Bedeutung. Für die geistlichen und weltlichen Fürsten stehen prunkvolle Feste, die Errichtung monumentaler Bauwerke, Luxus und gesteigerter Lebensgenuss im Vordergrund. Zahlreiche Fürsten setzen sich intensiv auf vielfältige Weise mit der Antike auseinander, vor allem in Literatur und Kunst. Es ist eine starke Sammlerliebe  zu verzeichnen: Porträts, Rüstungen, antike Kunstwerke, technische Geräte, allerlei Kurioses und Ungewöhnliches aus der Natur. Erzherzog Ferdinand II. legte in Schloss Ambras bei Innsbruck eine großartige Sammlung an und gilt als einer der ersten bedeutenden Museumssammler. Italienischer Einfluss zeigt sich nicht nur in der Architektur, sondern auch in Malerei und Plastik. Wichtig ist der direkte Import aus Italien. Neben den religiösen Bauwerken treten die profanen stärker in den Vordergrund. Neben dem Bürgerhaus gewinnt vor allem der Schloss- und Palastbau an Bedeutung. In der Architektur zeigt sich eine deutliche Tendenz zu Vereinheitlichung und zu monumentaler Wirkung sowie zu strenger Gliederung. Die Breitendimension wird gesteigert. Klar lässt sich eine starke Horizontalität und Vertikalität bemerken. Verzierungen werden sehr sparsam verwendet, weshalb die Architektur nüchtern und streng wirkt. Antike Architekturelemente wie Säulen, Kassettendecken, Elemente von Tempeln treten auf. Bei der Malerei finden Themen aus der griechischen und römische Mythologie Verwendung. Besonders wichtig ist das Streben nach Regelmäßigkeit. Die Einzelteile in der Architektur sind nach gesetzmäßigen Proportionen zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt. Für die dadurch entstehende Harmonie ist vor allem der von der Natur vorgegebene Goldene Schnitt ausschlaggebend. Werden aus diesem Ganzen Einzelteile herausgenommen oder verändert, ist die Harmonie gestört. Die Renaissance ist auch die große Epoche des Zentralbaus, wobei der Kreis als Grundriss bevorzugt wird. Da beim Kreis alle Punkte vom Mittelpunkt gleich weit entfernt sind und der Kreis keinen Anfang und kein Ende hat, symbolisiert er Vollkommenheit und damit das Göttliche. Dies manifestiert sich häufig in Kirchen, die Maria, der Muttergottes und der vollkommenen Frau, geweiht sind. Als Beispiel kann die Kirche Mariahilf in Innsbruck genannt werden, die allerdings schon dem Barock angehört. Zwischen Renaissance und Barock ist noch der MANIERISMUS anzusetzen. Es handelt sich dabei um eine Stilepoche, bei der es vor allem um Verfremdung geht, um eine Störung der in der Renaissance verbreiteten Harmonie. Architekturelemente werden verzerrt, verkürzt, überlängt, bei Bildern werden Körper ungewöhnlich verdreht und verunklärt. Ein Beispiel manieristischer Architektur ist das Äußere der Karlskirche Volders.