© Anton Prock 2016
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  Unter Seelgerät versteht man Stiftungen (Gaben, Rettungen) 
  für die Seele. Es handelt sich dabei um einen im 
   Himmel 
  angelegten Schatz, einen Vorrat an Guten Werken für die 
   
  Seele, den sich der Gläubige durch seine Taten im Diesseits 
  angelegt hat. Die Seele des Gläubigen sollte möglichst kurz im  
   Fegefeuer verbleiben. 
  Die Gläubigen sollten in ihren Testamenten Jesus Christus als 
  Miterben einsetzen und einen Teil ihres hinterlassenen 
  Vermögens für soziale Zwecke oder die Kirche bestimmen. 
  Das konnten sehr bescheidene, aber auch sehr umfangreiche 
  Stiftungen sein: Grundstücke, Weingärten, Wälder, Häuser und 
  andere Gebäude, ja sogar ganze Dörfer und Landstriche mit den dazugehörigen Gebäuden. Diese 
  Stiftungen gingen an ein Kloster, ein Stift oder eine Kirche. Aus den Zinsen und Gewinnen der Stiftung 
  musste jährlich das Totengedächtnis des Stifters bzw. seiner Familie bestritten werden. Dazu gehörten 
  aber auch 
   Messen, fürbittende Gebete, Psalmen, Kosten für 
   Kerzen, 
   Ewige Lichter etc. Die 
  diensttuenden Kleriker und Mönche erhielten an diesem Tag aus dem 
  Stiftungserlös eine Zulage an Wein sowie bessere Speisen. Ebenso 
  musste davon eine bestimmte Anzahl von Armen versorgt werden.
  Grundlegend für das Seelgerät war das “Gute Werk” - aus dem 
  Stiftungsvermögen bzw. -gewinn wurden genau festgelegte Spenden, 
  Zuweisungen an Kranken-, Findel- und Armenhäusern gereicht. Am 
  Jahrestag des Stifters wurde eine im Stiftungsbrief klar definierte 
  Anzahl von Witwen, Armen, Waisen, Schüler u. a. gespeist oder es wurden allgemein Brote verteilt. 
  Die Empfänger mussten jedoch für den Spender beten oder die 
   Messe besuchen und für seine  
   Seele beten, damit diese möglichst schnell aus dem  
   Fegefeuer in den  
   Himmel kommt. Auch 
  Badehäuser und ganze Hospize (Spitäler) konnten als 
  Seelgerät geschaffen werden. Der Verstorbene vollbrachte 
  somit dank des Seelgeräts noch nach seinem Tod Gute 
  Werke.  
  Ein bedeutendes Seelgerät ist die Fuggerei in Augsburg, 
  eine Wohnanlage für bedürftige Augsburger, die noch 
  heute besteht. Gründungsjahr ist 1521. Die rund 150 Bewohner dieser ältesten bestehenden 
  Sozialsiedlung der Welt leben in einer kleinen Stadt in der Stadt mit 67 Häusern und 142 Wohnungen.  
  Sie müssen katholisch sein und bezahlen für eine Jahreskaltmiete 0,88 €. Täglich müssen sie ein 
  Vaterunser, ein Ave Maria und ein Glaubensbekenntnis für die Verstorbenen der Familie Fugger beten. 
   Klosterstiftungen dienten häufig als 
   Grablege 
  der Stifterfamilie. Stift Neustift bei Brixen etwa war um 
  1500 Grundherr über 500 Höfe. In den ersten 70 Jahren 
  nach Gründung des Stifts wurden zwei Drittel der Güter 
  durch Schenkungen erworben, etwas über ein Viertel 
  durch Stiftungen als Seelgerät. 
  (Grundlage: Hawel Peter: Lexikon zur Kunst & Geschichte 
  abendländischer Kultur, München 2005)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  7 Werke der Barmherzigkeit
  Hungrige speisen
  Durstige tränken
  Fremde beherbergen
  Nackte bekleiden
  Kranke pflegen 
  Gefangene besuchen
  Tote bestatten