© Anton Prock 2016
Der Begriff Basilika hat drei verschiedene Bedeutungen:
Basilika als bestimmter Bautypus
Eine Basilika ist meist dreischiffig
(manchmal auch fünfschiffig), wobei
das Mittelschiff gegenüber den
Seitenschiffen erhöht ist und durch
die Fenster (Ober- oder Lichtgaden)
über den Dächern der Seitenschiffe
Licht in den Innenraum gelangt.
Dieser Typus ist bei vielen
christlichen Kirchen bis in die
Gegenwart zu finden.
Das Vorbild ist im antiken
Griechenland zu suchen. Auf dem
Marktplatz von Athen gab es die Königshalle (griech. stoa basileios), Amtssitz des obersten griechischen
Priesters, auch als Gerichtshalle verwendet. In der römischen Baukunst wurde dieser Typus als Markt-
und Gerichtshalle verwendet und von den Christen für die Gottesdienste adaptiert.
Es handelte sich um eine drei- oder fünfschiffige Halle mit erhöhtem
Mittelschiff und niedrigeren Seitenschiffen sowie Fenstern (Ober- oder
Lichtgaden) über den Seitenschiffdächern. Die Wände des Obergadens
können auf Säulen (Säulenbasilika) oder Pfeilern (Pfeilerbasilika) aufliegen.
Wechseln Säulen und Pfeiler ab, spricht man vom Stützenwechsel, was in
der Romanik oft vorkommt. An der östlichen Schmalseite führte das Mittelschiff in die
Apsis mit dem Altar, der Kathedra (Thron des Bischofs) und manchmal auch einem Presbyterium
(Priesterraum). Wichtige Umformungen gab es im 4. Jh. in Rom durch das Einfügen eines Querschiffes
zwischen Apsis und Langhaus. Bis ins 11. Jh. war das Hauptschiff mit einem offenen oder verbretterten
Dachstuhl überdeckt, danach erfolgte die Einwölbung - in der Romanik Kreuzgratgewölbe, in der Gotik
Kreuzrippengewölbe, in der Renaissance und im Barock Kuppeln.
Basilica maior (Papstkirchen in Rom)
Als basilicae maiores werden die vier Papstkirchen in
Rom bezeichnet, deren Hochaltar dem Papst bzw. den
vier Patriarchen zum Lesen der Messe vorbehalten ist:
St. Peter im Vatikan, St. Paul vor den Mauern, S. Maria
Maggiore, S. Giovanni in Lateran.
Basilica minor
Besonders bedeutenden Kirchen kann der Papst den
Ehrentitel basilica minor verleihen. In Tirol sind dies
die Zisterzienserstiftskirche Stams, die ehemalige Dorfkirche Wilten, die Damenstiftskirche in Hall in
Tirol, die Pfarr- und Wallfahrtskirche Absam und die ehemalige Klosterkirche Mariathal - Kramsach.
Meist befindet sich über dem Haupteingang das Wappen des jeweils regierenden Papstes, also derzeit
jenes von Franziskus I.
Die frühchristliche Basilika und ihre wichtigsten Elemente
Vor Anerkennung des Christentums trafen sich die Christen
unter freiem Himmel und in Privthäusern zur Messfeier. Nach
der Anerkennung im 4. Jh. entstanden Kultgebäude für die
Versammlung der Gläubigen, wobei u. a. die antike Basilika
übernommen wurde.
Die Ausrichtung der christlichen Basilika erfolgte in Ost-West-
Richtung, gemäß dem Lauf der Sonne. Der Altar stand im
Osten, der Eingang befand sich im Westen. Jesus wird mit
dem Licht (Sonne) gleichgesetzt.
Beim Idealtypus der christlichen Basilika gelangt der Gläubige
vom Eingangsbereich (Propyläon) ins Atrium (Vestibulum
oder Paradies) mit einem Reinigungsbrunnen und einem
Säulengang (Peristyl) an vier Seiten.
Von dort wird das Mittelschiff (Langhaus) der eigentlichen
Basilika betreten, wobei man zuerst in den Narthex gelangt.
Die noch nicht getauften Gläubigen verweilten dort während
der Messfeier und der Eucharistie. Die Südseite des
Langhauses (rechtes Seitenschiff) war ursprünglich den
Männern vorbehalten und diente zum Vorlesen der Epistel,
die Nordseite (linkes Seitenschiff) war für die Frauen, dort
wurde das Evangelium vorgelesen. Das Septum (Schranke)
oder die Ikonostase teilte das Presbyterium (Priesterchor)
vom Langhaus ab. Vor dem Priesterchor oder im Priesterchor
konnte ein Querschiff eingebaut sein. Das Presbyterium mit
der Apsis und dem Hochaltar ist der Bereich der Priester und
des Bischofs. Neben der Apsis und dem Altar können sich
zwei weitere Räume befinden, die Prothesis für die
Aufbewahrung der geweihten Hostien und das Diaconicon,
der Umkleideraum der Geistlichen. Unter dem Altar war
häufig die Confessio, eine unterirdische Kapelle als Vorläufer
der Krypta. Dort ruhten die Reliquien (Reste) von Märtyrern.