© Anton Prock 2016
Stuck Stuck KIRCHENRUNDGANG
Stuck ist eine Mischung aus Gips, Sand, Kalk und Wasser, wobei jeder Künstler seine eigenen Rezepte zur Mischung hatte. Gips bindet sehr schnell ab, weshalb verschiedene Verzögerungsmittel verwendet werden: Leimwasser, Milch, geronnene Milch, gegärter Traubensaft, Bier, Wein Zucker. Die ersten Putzschichten wurden mit verschiedenen Arten von Tierhaaren (Reh- oder Kälberhaar), mit Hanf, Stroh und Schilf verstärkt, auch mit Holzstöpseln, Metallnägeln, Eisendraht. Zur Stütze wurde eine Holz- oder Metallarmierung in steilem Winkel zur Wand verankert und dann in den Rücken der entsprechenden Figur eingesetzt. Holzstücke von ungefähr 12 mm Stärke halten Arme und Beine. Finger und kleine Zierstücke setzte man auf Draht oder auf Stücke aus Hanfseil. Grundsätzlich unterscheidet man drei Arten der Stuckverarbeitung: Ornamentformen: Für sich oft wiederholende Formen verwendete man ein spiegelbildlich geschnitztes Holzmodel. Dieses Model seifte man ab oder schmierte es ein, um das Anhaften des Gipses zu vermeiden. Halbflüssiger Gips wurde in die Form gegossen, die sofort an die Decke kam und dort durch Abstützen vom Gerüst aus gehalten wurde, bis der Gips gebunden war. Dann nahm man das Model ab. "Press-Stuck": Die Gipsmasse wurde an der Wand angebracht und ein "Pressmodel" aus Hartholz daraufgedrückt. Das kam etwa bei oft wiederholten Motiven vor: Eierstableisten, Blätter für Girlanden, Blumenmotiven etc. Gute Künstler schufen den Stuck frei an der Wand, wenn es um bestimmte Formen ging. Gearbeitet  wurde grundsätzlich nur in den warmen Monaten. Im Winter waren die Stuckateure zu Hause und bereiteten bestimmte Stuckformen im Sinne von Werkstattarbeiten wie etwa    Engelsköpfe, Kinderengel (  Putti),   Muscheln etc. vor, die sie dann im Frühjahr zu ihren Arbeitsstätten mitnahmen. Wessobrunner Stukkateurschule Beim Begriff „Wessobrunner Schule“ handelt es sich um Stukkateure, die  durch gemeinsame Herkunft aus der Benediktinerabtei Wessobrunn in Oberbayern bzw. aus der Umgebung und durch verwandtschaftliche Beziehungen verbunden sind. „Schule“ ist allerdings nicht im Sinne einer festen zunftmäßigen Ordnung mit geregelter Ausbildung zu verstehen ist. Die Wessobrunner Stukkatoren - bisher sind mehr als 600 namentlich bekannt - beeinflussten im 17./18. Jh. die Stuckkunst in Süddeutschland maßgeblich und dominierten sie teilweise sogar. Die herausragendsten Vertreter sind die Gebrüder Zimmermann, die über mehrere Generationen tätigen Schmuzer und die Feuchtmayer. Einige Wessobrunner arbeiteten auch als Baumeister, wie etwa Johann und Joseph Schmuzer oder Dominikus  Zimmermann. Einige wichtige Stuckformen: Zahlreiche Stuckarbeiten in Tiroler Kirchen, Klöstern, Schlössern etc. gehen auf den Einfluss der Wessobrunner Schule zurück. Dazu gehören etwa Anton und Augustin Gigl (Helblinghaus in Innsbruck), Franz Singer (Pfarrkirche Götzens), Mitglieder der Familie Feuchtmayr und Johann Georg Übelhör (Stiftskirche Fiecht), Franz Xaver Feuchtmayr und Anton Gigl (Basilika Wilten) etc.