© Anton Prock 2016
Orgel Orgel KIRCHENRUNDGANG
Die Orgel ist das größte, feststehende Blasinstrument mit einer Tastatur. Die einzelnen Pfeifen, die den Ton erzeugen, werden von einem Blasebalg mit Luft versorgt. Schon im 4. Jh. n. Chr. gab es in Byzanz Orgeln, deren Blasebalg von Männern getreten wurde. Bis weit ins 20. Jh. war diese Art der Luftversorgung üblich. Heute übernehmen diese Aufgabe Elektromotoren. Orgeln befinden sich meist auf einer eigenen Empore (Orgelempore) im hinteren Teil der Kirche. Man spricht auch vom Orgelchor. Häufig sind dort auch die Sänger untergebracht. Kirchenorgeln sind auch wichtige Ausstattungsgegenstände. Ihre Prospekte bzw. Schauseiten (lat. prospectus = Ansicht) sind daher auch meist künstlerisch gestaltet. Die Funktionalität der Orgel und ihre ästhetische Ausstattung sind wichtig. Die Pfeifen sind in einem kunstvollen Gehäuse verborgen, das je nach Stilepoche geschmückt ist. So können die Verzierungen in der Gotik etwa kleine Türmchen, Fialen, Krabben etc. sein, im Barock Engel, verschiedenste Stuckformen etc. Orgeln konnten aber auch bemalt werden. Das Pfeifenwerk besteht aus mehreren Registern (Tonreihen) mit unterschiedlichem Klang. Die Länge einer Pfeife bestimmt die Tonhöhe. Am Spieltisch sind ein bis fünf Manuale (Tastenreihen für die Hände) übereinander angeordnet, dazu kommt die Pedalklaviatur (Fußtasten). Ebenfalls zum Spieltisch gehören die Registerzüge und die Koppeln. Die Koppeln dienen zum Kombinieren mehrerer Werke. Die schon in der Antike bekannte Panflöte (Syrinx) gilt als Vorläufer der Orgel. Aber auch der Dudelsack gehört dazu. In der Antike gab es Wasserorgeln, bei denen eine mit Wasser gefüllte Druckglocke den Luftstrom erzeugte, der die Pfeifen zum Klingen brachte. In der Antike gab es Orgelmusik im Theater, im Zirkus und bei den Schaukämpfen in den Amphitheatern. Ging nach dem Untergang des Römischen Reiches die Orgel im Abendland in Vergessenheit, lebte sie in Ostrom (Byzanz) weiter. Ab dem 9. Jh. setzte sich die Orgel im christlichen Abendland als Instrument in Kirchen durch. Im 13. Jh. nahm die Bedeutung der Orgel in der Liturgie immer mehr zu. Es entstanden auch kleine, tragbare Orgeln. Das Regal, eine spezielle Form der Orgel, die flache tragbare Kleinstorgel, wurde an den Fürstenhöfen der Renaissance sehr beliebt. Höhepunkt der Orgelbaukunst war im Barock (17./18. Jh.). Die hl. Cäcilia gilt als Patronin der Kirchenmusik und ist meist mit einer Orgel dargestellt. Laut Legende heiratete die Heilige einen Christen, der aber im Zuge der Verfolgungen getötet wurde. Beim Klang ihrer Kirchenmusik soll sie zu Gott gebetet haben, er möge ihr Herz und ihren Leib unbefleckt lassen.