Im frühen Christentum wurde die ursprünglich römische Gebetshaltung mit ausgebreiteten Armen übernommen. Sie wird als Orante-Haltung bezeichnet und kommt vom lat. Wort orare (= beten). Der Orant steht dabei und hat die Hände und die Augen erhoben. Vermutlich war damit ein Berühren des Himmels durch das Gebet gemeint. Das Händefalten, das heute üblich ist, kommt aus dem germanischen Kulturraum und geht auf den Lehenseid zurück, den die Vasallen ihrem Herrn in die Hand versprachen. Dabei wurden die Hände zusammengelegt und in die Hände des Lehensherrn gelegt, was als Zeichen der Treue und Abhängigkeit galt. Heute ist es bei der Priesterweihe noch üblich, dass der Weihekandidat seine zusammengelegten Hände in die Hände des Bischofs legt und ihm Gehorsam und Ehrfurcht verspricht. Greifen beim Händefalten die Finger ineinander, wird die Gebetshaltung noch vertieft. Dabei kommt das eher Demütige in der Abhängigkeit von Gott zum Ausdruck. Wird stehend gebetet, ist dies eher ein Ausdruck des Respekts, während die kniende Gebetshaltung vor allem Ausdruck der Anbetung ist.