© Anton Prock 2016
Lat. templum bezeichnet einen geweihten Bezirk,
eine heilige Stätte, die Wohnstatt Gottes. Es
handelt sich um einen nichtchristlichen Kultbau.
Tempel sind als Orte zu sehen, wo sich Irdisches
und Göttliches berühren, die drei
Weltenbereiche Himmel, Erde und Unterwelt
vereinen.
In der griechischen Antike war der Tempel ein
antiker Kultbau für das Götterbild, dort wohnten
die Götter. Das Götterbild war in der Cella
aufgetellt und immer vollplastisch. Im Gegensatz zur christlichen Kirche war der Tempel kein
Versammlungsort der Gemeinde. Die Opfer fanden immer im Freien statt. Dort stand meist ein Altar.
Die Cella war eine Art Heiliger Schrein, der von Säulen umgeben war und sich von der Umgebung
abhob. Nur beim griechischen und römischen Tempel ist eine unmittelbare Verbindung zur christlich-
abendländischen Baukunst zu sehen.
Für das Christentum ist der von Salomo erbaute Tempel in Jerusalem von großer Bedeutung. Er wird
nach dem Vorbild des islamischen Felsendoms, den man für den Tempel Salomos hielt, meist als
kuppelbekrönter Zentralbau abgebildet. Dieser
Salomonische Tempel ist jenes Bauwerk, in dem
sich Maria und Joseph verloben, in dem
Joachim sein Opfer darbringt, dessen Stufen die
kleine Maria bei der Szene des “Tempelgang
Marias” emporschreitet, in dem Joseph und
Maria den kleinen Jesus darbringen
(”Darbringung Jesu”), in dem der zwölfjährige
Jesus mit den Schriftgelehrten diskutiert.
Der Salomonische Tempel gilt als Sitz der
göttlichen Weisheit. War Salomo der klügste
Mensch im Alten Testament, so ist es Jesus
Christus im Neuen Testament.
Gerade in der Renaissance, im Barock und im Klassizismus
erfolgt eine Rückschau auf die Antike. Antike
Architekturelemente, so auch der Tempel und seine Teile,
werden teilweise
übernommen. So ist
etwa der Mittelteil
der Karlskirche in
Wien einer antiken
Tempelfront
nachgebaut. Häufig
sind tempelartige
Tabernakel zu finden, etwa in der Pfarrkirche Sautens im
Ötztal.