Laut Legende wurde der Leichnam Jesu nach der Kreuzabnahme auf einen Stein gelegt und von seiner Mutter Maria beweint. Daraus entstand ein eigenständiges Bildthema - die Beweinung Christi, auch bezeichnet als Lamentatio oder Vesperbild oder Pietà. Die Bezeichnung Vesperbild (lat. vespera = Abend) bezieht sich auf die Abnahme Jesu vom Kreuz am Abend nach der Kreuzigung und um seine Beweinung. Die Vesper ist das liturgische Abendgebet der Kirche. Im 15. Jh. übernimmt man in Italien das Thema als Pietà (Mitleid, Gefühl). Vor allem in der Passionsmystik der Franziskaner ( Bettelorden) ab dem 13. Jh. rückte dieses Thema stark in den Vordergrund. Im Zentrum der Darstellung steht einerseits der Ausdruck des Schmerzes bei Maria über den Tod ihres geliebten Sohnes, andererseits soll der tote Jesus möglichst realistisch abgebildet werden. Es geht grundsätzlich um die mystische Versenkung in die Passion Christi, um das Nachvollziehen seiner Leiden. Was ist dargestellt?Bei der Einzeldarstellung der Beweinung sind grundsätzlich nur Maria und der tote Jesus zu sehen. Er sitzt oder liegt auf dem Schoss seiner Mutter bzw. auf ihren Knien, Maria hält mit einer Hand seinen Kopf und mit der anderen seinen Arm. Es geht hier vor allem um den Ausdruck des Schmerzes der Mutter über ihren toten Sohn.
Vesperbild bzw. PietàDas Bildmotiv tritt ab dem frühen 14. Jh. auf. Meist handelt es sich um plastische Darstellungen aus Holz. Maria sitzt auf einer Bank oder auf einem einfachen Thron. Im frühen 14. Jh. sitzt Jesus aufrecht auf den Knien Marias. Je weiter wir zeitlich heraufgehen, desto mehr gleitet der Körper Jesu in die Horizontale, bis er im 15. Jh. fast waagrecht liegt. Diese Entwicklung gilt aber nur für die Gotik und die beginnende Renaissance. In späterer Zeit sind Mischformen zu finden. Ist in der Gotik der ausgemergelte unf eingefallene Körper Jesu dargestellt, kann im Barock der Körper an Fülle zunehmen. Zu den berühmtesten Darstellungen zählt die barocke Pietà des Michelangelo im Petersdom in Rom. Es gibt aber auch viele moderne Darstellungen. Es handelt sich um ein Andachtsbild. Hauptaugenmerk wird auf den Ausdruck der Trauer im Gesicht der Maria gelegt. Wichtig ist auch die Darstellung der Hände. Mit einer Hand hält Maria den Kopf ihres Sohnes, mit der anderen seine Hand. Der Betrachter soll sich in den unendlichen Schmerz der Gottesmutter und in das grenzenlose Leiden ihres Sohnes versetzen.