© Anton Prock 2016
Barock - Rokoko (ca. 1620-ca. 1770) Barock - Rokoko (ca. 1620-ca. 1770) KIRCHENRUNDGANG
In der Zeit des Barock, der in Österreich von etwa 1620 bis etwa 1770 anzutreffen ist, wobei die Spätphase als Rokoko bezeichnet wird, erlebt Österreich eine Blüte. Das Wort „Barock“ kommt aus dem Portugiesischen und bedeutet „schiefrunde Perle“. Damit soll ein komplizierter Gedankengang ausdrückt werden. Grundsätzlich ist damit alles gemeint, das gegen klassische Regeln gerichtet ist. In Österreich ist besonders zu bemerken, dass die Habsburger durch den Sieg über die Türken (Türkenbelagerungen Wiens 1529 und 1683) deren Ausbreitung in Mitteleuropa verhindern können. Unter den Habsburgerkaisern Leopold I. und Karl VI. (Vater Maria Theresias) kann der Feldherr Prinz Eugen die Osmanen weit gegen Osten zurücktreiben und damit um 1700 die größte Ausdehnung des Habsburgerreiches ermöglichen. Die Habsburger als Befreier des Abendlandes, ihr damit verbundener Ruhm und Absolutismus, manifestieren sich im Barock. Es handelt sich um die katholische Kunst der Gegenreformation. Martin Luther hat arge Missstände in der katholischen Kirche, etwa den Ablasshandel, aufgezeigt und damit eine Revolution ins Rollen gebracht - die Reformation. Das Konzil von Trient (1545-1563) bringt zahlreiche Neuerungen in der katholischen Kirche und der Barock soll die Menschen von der Seite der Kunst her von der „richtigen“ Religion überzeugen. Die Menschen sollen sich von der barocken Kunst überwältigen lassen, schauen und staunen. Hingegen ist die Kunst der Protestanten nüchtern, einfach und ohne Pomp. Der barocke Mensch jubelt, drückt seine Gefühle sowie die Freude am diesseitigen Leben aus. Er fühlt sich als Herr der Welt, meistert alle Probleme und „holt sich Gott auf die Erde herunter“, sieht sich als ebenbürtig mit Gott. Sein Ziel ist ein gesteigerter Lebensgenuss. Gedanken an das Jenseits versucht man zu vermeiden, und doch ist der Gedanke an den Tod ständig präsent: Memento mori – Gedenke des Todes. Das breite Volk ist sehr gläubig, woraus Volksglaube und Volkskunst erwachsen. Auch in den kleinsten Dörfern werden Kirchen neu erbaut bzw. schon bestehende Kirchen barockisiert. Ursprungsland ist Italien, insbesondere Rom. In verschiedenen Ländern wird Barock ganz unterschiedlich ausgeführt. In Österreich findet sich grundsätzlich einerseits der Einfluss eines strengen italienischen Barock mit starker Horizontalität, Vertikalität und wenig Bewegung in den Formen, andererseits ein eher leichterer und stark bewegter süddeutscher Barock. Vor dem Barock ist die Renaissance, danach kommt der Klassizismus. Barock kann vor allem mit den Begriffen Bewegung, Formenreichtum, Überschwang, Dynamik, Sinnenfreude, Farbenpracht und Illusion in Verbindung gebracht werden. Ziel ist ein Gesamtkunstwerk, eine Einheit von Architektur, Malerei, Plastik, Ausstattung, Musik, Kleidung, Lebensweise etc. Ein besonders wichtiger Aspekt ist jener der Illusion (Täuschung), was vor allem in der Freskomalerei sichtbar wird. Die Künstler können auf wissenschaftlicher Basis Flächen bemalen, wobei die dabei entstandenen Fresken optisch beim Betrachter eine starke Tiefenwirkung hervorrufen. Grundsätzlich sollen die Grenzen zwischen Realität und Schein aufgehoben werden. So sollen etwa einander gegenüberliegende Spiegel den Raum unendlich erscheinen lassen, in Fresken wird ein Blick in den von Heiligen bevölkerten Himmel geboten. Gärten und Parks werden symmetrisch angelegt, der Mensch will auch die Natur nach seinen Vorstellungen beherrschen und umgestalten. Sowohl in der religiösen Kunst (Kirchen, Klöster und Stifte, Kapellen, Volkskunst, Darstellung von Heiligen etc.) als auch in der weltlichen Kunst (Schlösser, Palais, Paläste, Herrschaftsporträts, Verherrlichung der Fürsten etc.) entstehen herausragende Meisterwerke. Die Verherrlichung der katholischen Fürsten  ist eng mit der Religion verbunden. Großes Vorbild ist Schloss Versailles bei Paris mit seinem symmetrisch angelegten Park. Im 17. Jh. zeigt sich vor allem italienischer Einfluss - einerseits kommen italienische Künstler nach Österreich (etwa die Familien Carlone und Martinelli), andererseits lernen österreichische Künstler in Italien (etwa Paul Troger und Christoph Gumpp). Um 1700 entsteht ein eigenständiger österreichischer Barock mit den drei großen Baumeistern Johann Bernhard Fischer von Erlach (Karlskirche Wien, Schloss Schönbrunn, Kollegienkirche in Salzburg u. a), Lukas von Hildebrandt (Schloss Belvedere in Wien, Stift Göttweig u. a.) sowie dem Tiroler Jakob Prandtauer aus Stanz bei Landeck (Stift Melk, Stift St. Florian u. a.) Ab ca. 1730/40 zeigt sich starker Einfluss aus Süddeutschland und damit die Entwicklung zu einem volkstümlichen süddeutsch-österreichischen Barock, der besonders in Tirol und Oberösterreich vertreten ist. Es handelt sich auch schon teilweise um die Phase des Rokoko mit leichteren, sehr bewegten Formen, vor allem sichtbar im Stuck. Rokoko ist eine Dekorationskunst, keine Architekturform.
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