© Anton Prock 2016
Bei dem vom lat. porta (Eingang, Pforte) abgeleiteten Wort handelt
es sich um ein Türe, die sich durch Größe und Schönheit von
üblichen Türen bzw. Eingängen abhebt.
“Ich bin dir Tür; so jemand durch mich eingeht, der wird gerettet
werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.” So spricht
Christus (Joh., 10,9).
Eine Türe legt den Gedanken des Übergangs, der Schwelle zwischen
zwei Bereichen nahe: zwischen zwei Welten, zwischen Bekanntem
und Unbekanntem, zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Licht
und Finsternis, zwischen Gut und Bösen, zwischen Wärme und Kälte
etc. Vieles davon ist auch symbolisch
zu sehen. Eine Türe lädt auch dazu
ein, sie zu durchschreiten.
Manchmal steht über dem Hauptportal die Inschrift “Domus Dei et
Porta coeli” (Haus Gottes und Tür des Himmels”).
Im alten Rom war Janus der Gott der Türen und Tore, der Beschützer
des Hauses. Als Gott der Schwelle soll er den ihm anvertrauten Raum
schützen, feindliche Fremde und Dämonen abhalten und
wohlgesinnte Gäste einladen. Der Schritt über eine Schwelle ist
aussschlaggebend für den weiteren Weg. Deshalb ist Janus auch der
Gott allen Anfangs und allen Beginnens. Dargestellt wird er gerne mit
einem Doppelgesicht - er schaut gleichzeitig nach drinnen und nach
draußen, nach vor und zurück. Sein zurückblickendes Gesicht ist alt
und weise, sein nach vorne gerichtetes jugendlich und voller
Tatendrang.
Der - oft entscheidende - “Schritt über eine Schwelle” kann sehr viel bewirken: Beginn eines neuen
Lebensabschnitts und Ende des vorigen, Beginn oder Ende einer entscheidenden Reise etc. Von Janus
leitet sich unser Monat Jänner bzw. Januar ab - einerseits Rückschau auf das vergangene Jahr,
anderseits Vorschau auf das kommende.
Interessant sind auch verschiedene Redewendungen zum Thema “Türe”: jemanden vor die Tür setzen,
Tür und Tor öffnen, offene Türen einrennen, den Fuß in der Tür haben, jemandem die Tür vor der Nase
zuschlagen, jemandem zur Tür hinauswerfen etc.
Ein kleiner Blick in die Kunstgeschichte - Türen und Tore in der Romanik, der Gotik, der Renaissance
und im Barock.
Das Portal der Gotik (Österreich ca. 1250-ca. 1520)
Hauptkennzeichen der Gotik ist der Spitzbogen. Die
Wände durch große spitzbogige Fenster aufgelöst. Die
Portale weisen die typischen gotischen Verzierungen
wie Fialen, Krabben, Krezblumen, Türmchen etc. auf.
Häufig finden sich auch kleine Heiligenfiguren in
Nischen.
Bei Kathedralen können die Portale durch einen
Mittelpfeiler zweigeteilt sein. Auf dem Mittelpfeiler
befindet sich meist eine Marienstatue.
Das Barock-Portal (in Österreich ca. 1620-ca. 1760, Spätphase Rokoko)
Im Barock zeigt sich vor allem intensive Bewegung: ein Auf und Ab, ein Ein-
und Ausschwingen. Die Portale sind mit verschiedensten Stuckformen stark
verziert. Beliebte Ornamente sind Putti (Kinderengel), Akanthusblätter
(fleischige Mittelmeerpflanze), Voluten (schneckenartige Formen) u. a. Es ist
die Zeit der großen Stifte in Österreich (Melk, St. Florian, in Tirol Stift Stams,
Stift Wilten und Stift Fiecht).
D
a
s
B
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c
k
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P
o
r
t
a
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Portal der Renaissance (Österreich ca. 1530-ca.1620)
Rundbogen, strenge waagrechte und senkrechte
Formen, wenig Verzierungen, strenge Symmetrie, das
sind die Hauptkennzeichen der Renaissance. In Tirol
gibt es wenige Gebäude aus dieser Zeit, jedoch viele
einzelne Architekturelemente wie Türen und Fenster.
Das Portal der Romanik (in Österreich ca. 1000-ca. 1250)
Romanische
Bauwerke sind
wuchtig, schwer,
weisen kleine
Fenster- und
Türöffnungen auf.
Vorherrschend ist
der Rundbogen.
Neben den
einfachen
Rundbogen-
portalen gibt es
Trichter- bzw. Gewändeportale. Im halbrunden Tympanon über dem Eingang
sind häufig Christus und verschiedene Heilige dargestellt. Die trichterförmige
Form wird seitlich von Rundpfeilern begleitet.