© Anton Prock 2016
Bei der Weihnachtskrippe handelt es sich um eine
plastische bzw. dreidimensionale Darstellung der
Geburt Christi. Nach dem Bericht der Evangelien,
so Lukas 2,7, lag der neugeborene Jesus in einem
Futtertrog.
Den Ursprung setzt man in das Jahr 1223, als in
der Weihnachtsfeier von Greccio der hl.
Franziskus von Assisi vor einer Futterkrippe
predigte. Damals waren wohl Ochs und Esel dabei,
aber weder Maria und Josef noch das Jesuskind.
Diese Darstellung hat mit unseren herkömmlichen Krippendarstellungen wenig zu tun. Zwei
Brauchformen waren jedoch für die weitere Entwicklung wichtig:
•
Brauch des Kindlwiegens: In den Frauenklöstern des 13. und 14. Jh. wiegten die Nonnen zu
Weihnachten eine Puppe, die das Jesuskind
darstellen sollte. Dieser Brauch fand später in den
Kirchen Verbreitung. Puppen aus Holz und Wachs
wurden in eigenen Krippenkästchen mit allerlei
Verzierungen aufbewahrt. Dieses Christkind wurde
auch “Fatschenkind” genannt, da es mit schmalen
Stoffbahnen eingewickelt und in Stuben aufgestellt
war.
•
Weihnachtsspiele in den Kirchen: Dabei wurden die
wichtigsten Szenen (Verkündigung, Heimsuchung
etc.) szenisch dargestellt, um den Menschen das
Weihnachtsgeschehen anschaulich darzustellen. Diese Szenen wurden in den Krippen figural
nachgeahmt
Martin Luther lehnte die Krippe ab, doch
das Konzil von Trient (1545-1563)
erreichte ein intensives Wiederaufleben.
Grundsätzlich waren es vor allem die
religiösen Orden, die für die
Verbreitung der Krippenszenen sorgten,
allen voran die
Franziskaner und
später die
Jesuiten. Letztere hatten
großen Einfluss beim Adel und beim
reichen Bürgertum und konnten die
Aufstellung großer Krippen in den
Kirchen durchsetzen.
Bei bäuerlichen Krippen stehen geschnitzte oder bekleidete menschliche Figuren und Tiere n einer oft
kunstvoll aufgebauten bäuerlichen Architektur bzw. Landschaft. Daneben sind auch orientalische
Krippen stark verbreitet. Es gibt aber auch Papier- und Bretterkrippen. Papierkrippen sind zum
Ausschneiden auf Bögen mit verstärktem Papier bzw. Karton gedruckt. Bei Bretterkrippen malte man
die Szenen bzw. Figuren auf große
Bretter und stellte sie im Raum auf. Ab
und zu findet man auch lebende
Darstellungen der Geburtsszene.
In Tirol befindet sich eine große
Krippensammlung im Innsbrucker
Volkskunstmuseum, aber auch
zahlreiche Heimat- und Dorfmuseen
beherbergen kostbare Stücke. In
manchen Bauernhäusern werden kurz
vor Weihnachten noch große Krippen mit
zig Figuren aufgestellt, wozu nicht selten
die ganze Stube ausgeräumt wird.
Geschickte Bauersleute und oft auch
Künstler haben aus Holz kostbare Figuren und Tiere geschnitzt, die als Familienschatz gehütet werden.
In einigen Dörfern, etwa in Sistrans, in Inzing und in Axams, gibt es nach Weihnachten den Brauch des
“Krippenschauens”.
(Grundlage: Streng Petra, Bakay Gunter: Wilde, Hexen, Heilige, Lebendige Tiroler Bräuche im Jahreslauf)