© Anton Prock 2016
Vor allem im hohen Mittelalter entwickelte sich eine
intensive Herz-Jesu-Verehrung. Dabei geht es
grundsätzlich um das verwundete und blutende
Herz Jesu als Zentrum der Darstellung. Häufig ist es
auch von einer
Dornenkrone umwunden.
Die mittelalterliche Theologie nahm das von der Lanze
des römischen Soldaten durchbohrte Herz Jesu als
Synonym für das erlösende Leiden des Gottessohnes,
für seine nie endende Liebe. Viele Darstellungen
zeigen das Herz mit der klaffenden Seitenwunde. Jesus hat sein Herzblut gegeben, um uns zu retten.
Schon im 13. Jh. sind die Anfänge der Verehrung des heiligsten
Herzen Jesu zu finden. Die Visionen der Margaretha Maria
Alacoque (gest. 1690) führten zu einem neuen Auftrieb dieser
Verehrung. Ihr war angeblich Jesus erschienen, der auf sein Herz
verwies.
Die Jesuiten, die von 1719 bis 1783
durch Tirol zogen und das Land
missionierten, trugen am meisten zur
Verbreitung der Herz-Jesu-Verehrung
bei. Sie waren es auch, die in vielen
Kirchen Herz-Jesu-Bilder aufstellten.
Heute handelt es sich bei der Verehrung des “Heiligsten Herzen Jesu” um
eine Hochfest der katholischen Kirche, das am Freitag der dritten Woche
nach Pfingsten gefeiert wird.
In Tirol spielte die Herz-Jesu-Verehrung schon in der Zeit der
Gegenreformation eine besonders große Rolle in der Volksfrömmigkeit. Im
Juni 1796 marschierte der französische Herrscher Napoleon Bonaparte das
erste Mal gegen Tirol. Damals gelobten die Tiroler Landstände (Vertreter
von Adel, Geistlichkeit, Bürgern und Bauern) in der Bozner Pfarrkirche
(heute Dom) dem Herzen Jesu die jährliche Verehrung mit einer
Prozession. Das ganze Land Tirol wurde dem Herzen Jesu geweiht und unter seinen Schutz gestellt.
Der Sieg in der Schlacht von Spinges im Jahre 1797 wurde auch diesem Schutz durch das Herz Jesu
zugeschrieben.
Ende des 19. Jh. erlangte die Herz-Jesu-Verehrung im
Kulturkampf des Katholizismus gegen liberal-nationale Ideen
neuen Schwung. Die Herz-Jesu-Feuer auf den Bergen wurden als
Gegenstück zu den Sonnwendfeuern eingeführt.
Öfter wurde aber die Herz-Jesu-Verehrung mit politischen
Motiven verbunden, vor allem seit der Abtrennung Südtirols im
Jahre 1919, so etwa 1946 beim Versuch der Wiedervereinigung
der beiden Landesteile, aber auch in der sogenannten “Bozner
Feuernacht” von 1961.
In enger Verbindung mit der Herz-Jesu-Verehrung ist auch die
Verehrung des
Herzens der Gottesmutter Maria zu sehen.